Haustiere sind in Deutschland Familienmitglieder. In unseren Haushalten leben ca. 15,7 Mio. Katzen, ca. 10,5 Mio. Hunde und fast 5 Mio. weitere Kleintiere (Kaninchen, Hamster, etc.). Ein großer Markt, den auch die Versicherungen für sich entdeckt haben. Neben der in vielen Bundesländern bereits verpflichtenden Haftpflichtversicherung für Hunde verzeichnet der Bereich Tierkrankenversicherung deutliche Zuwächse.
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Tierarztkosten steigen 2022 erheblich
Einer der Gründe ist sicherlich die im Jahr 2022 deutlich angepasste Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Die GOT war seit 1999 nicht mehr wesentlich verändert worden und eine Anpassung der Gebühren war mehr als überfällig. Dies führte natürlich zu deutlichen Kostensteigerungen bei Tierarztbesuchen. Das die Steigerung bei Katzen deutlich größer ausfällt, liegt an der Gleichstellung von Hund und Katze bei den Tierarztkosten. Bis 2022 waren Katzen günstiger, weil sie als Kleintiere eingestuft wurden.
Ein guter Grund für eine Versicherung?
Durch die drastisch gestiegenen Kosten kann selbst eine einfache Untersuchung bei Tierarzt schon mehrere Hundert Euro kosten. Verständlich, dass Tierhalterinnen versuchen, sich vor außergewöhnlich hohen Rechnungen zu schützen.
So kann eine einfache Wundnaht an der Haut, z. Bsp. nach einer Beißerei, schon mal 550,00 € kosten oder das Rausspringen der Kniescheibe, deren OP mit 1.750,00 € zu Buche schlagen kann.
Voll und ganz oder nur OPs versichern?
Für die Tierkrankenversicherung gibt es zwei Varianten. Die Vollkosten-Versicherung oder die Operations-Versicherung.
Vollkostenversicherung
Hier kann die Tierhalterin unterschiedliche %-Sätze bis zur vollständigen Übernahme aller Kosten von Behandlungen absichern. Je nach dem, wie viel sie bereit ist, monatlich für den Versicherungsschutz auszugeben. Aber auch der umfangreichste Versicherungsschutz bedeutet nicht, dass tatsächlich alle Kosten von der Versicherung übernommen werden. Es gibt bei allen Versicherern Leistungsausschlüsse und Begrenzungen.
Der Beitrag zur Tierkrankenversicherung beginnt je nach Höhe der Selbstbeteiligung und den Leistungsstufen bei ca. 40,00 € und endet bei mehr als 100,00 € im Monat.
OP-Versicherung
Bei der OP-Versicherungen werden Voruntersuchungen, Operation und Nachsorge zu einem vorher bestimmten %-Satz vom Versicherer übernommen. Aber auch hier gilt: es gibt Leistungsausschlüsse und Begrenzungen.
Der Beitrag der Tier-OP-Versicherung beginnt bei 20,00 € im Monat und kann bis 40,00 € je nach Leistungsstufe und Selbstbeteiligung steigen.
Was zu beachten ist!
Wie bei allen Verträgen mit Versicherungen, kommt es auf das Kleingedruckte an – die Versicherungsbedingungen.
Ausschlüsse:
5.3 tierärztliche Behandlungen, deren Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit, Angemessenheit oder Verhältnismäßigkeit nach dem allgemein anerkannten Stand der veterinärmedizinischen Wissenschaft nicht gegeben sind;
Dieser Auszug aus den Bedingungen ist zum Beispiel einer der größten Streitfälle bei älteren Tieren. Es ist ein Ausschluss, der regelmäßig zu Leistungskürzungen führt. Das merkt die Tierhalterin allerdings erst, wenn eine Tierarztrechnung beim Versicherer eingereicht wird.
Denn in welchem Rahmen es verhältnismäßig ist, eine aufwändige und teure Operation bei einem Tier durchzuführen, dessen Lebenserwartung aufgrund des Alters gering ist, wird oftmals unterschiedlich gesehen. Bei dieser Betrachtung ist es wichtig zu wissen, das Tiere bei Versicherungen als Sachen klassifiziert und im Bereich Schadensversicherung geführt werden. Die emotionale Bindung der Halter zu ihren Tieren ist immer nebensächlich.
Das Kündigungsrecht im Schadensfall gilt auch für den Versicherer
Je nach dem, bei welcher Versicherung ein Tarif abgeschlossen wird, gibt es unterschiedliche Kündigungsrechte. Manche Gesellschaften verzichten ganz auf ihr Kündigungsrecht, andere nach einer gewissen Vertragsdauer und wieder andere verzichten gar nicht auf ihr Kündigungsrecht. Das ist dann besonders ärgerlich, wenn ein Tier chronisch erkrankt ist und der Versicherer dann von seinem Kündigungsrecht gebrauch macht. Der Kunde verliert seinen Versicherungsschutz und das Tier ist bei anderen Versicherern aufgrund von Vorerkrankungen nicht mehr versicherbar.
Welche Empfehlung gibt es?
Ein Tier in den eigenen Haushalt aufzunehmen, ist immer mit Kosten und Verantwortung verbunden. Daher sollte die Anschaffung nicht spontan erfolgen.
Eine Versicherung sollte immer finanzielle Risiken, die nicht selbst getragen werden können, ausgleichen. Ein guter Rat ist daher, die hohen Kosten einer Operation vollständig abzusichern. Hier ist der Versicherungsbeitrag noch relativ überschaubar.
Die Differenz zur Vollkosten-Versicherung kann dann monatlich auf dem Sparbuch zurückgelegt werden. Kommen Behandlungskosten auf einen zu, die nicht mehr aus dem Haushaltsgeld getragen werden können, wird auf das Sparbuch zurückgegriffen. Halten sich die Krankheitskosten eines Tieres dessen Leben lang in Grenzen, bleibt zumindest das Kapital auf dem Sparbuch erhalten.
mit nachhaltigen Grüßen
René Russell